L'ART EN JEU

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The Island, Kurator Stefan Banz bis zum 22. September

Stefan Banz kuratiert im l'Espace La Plage in Neuenburg eine Ausstellung: The Island. Ich wollte ihm ein Paar Fragen dazu stellen

1. Der Ausstellungsraum La Plage befindet sich eigentlich im Keller des Gebäudes, rue des Sablons 46. Sie bieten dort eine Insel an: die vermissten Sachen einer verschwundenen Dame liegen auf dem Sand - Sonnenbrille, Badehose, Schuhe... Alle Objekte wurden etwas vergrössert und man bemerkt auch einen sehr grossen Mülleimer. Könnten Sie diese Beschreibung etwas ergänzen und uns erklären wie Sie zu dieser Installation gekommen sind ? Wie steht sie im Vergleich zu einer Fotografie?

- Gauthier Huber hat mich eingeladen, im Espace La plage eine Ausstellung zu kuratieren. Als Künstler mit kuratorischer Erfahrung habe ich nun versucht, verschiedene Fragen gleichzeitig zu thematisieren. Was ist ein Kurator? Was ist ein Künstler? Was ist ein Kunstwerk? Im Kontext “Kunst” hat sich seit Harald Szeemann das Verhältnis zwischen Künstler, Kurator und Kunstwerk wesentlich verändert. Die Hierarchien haben sich verschoben, und die Frage der Autorschaft für das Realisierte ist nicht mehr eindeutig zu beantworten. Ich habe in der Vergangenheit immer wieder versucht, diese unterschiedlichen Standpunkte bezüglich der Wahrnehmung von Kunst und deren Autorschaft zu beleuchten. 1992 habe ich zum Beispiel in der Kunsthalle Luzern die Ausstellung “Der Anbau des Museums” gemacht, in welcher ich als Kurator einen Philosophen (Jacques Derrida), einen Kurator (Harald Szeemann), einen Kunsttheoretiker (Theo Kneubühler) und einen Gärtner (Wada Jossen) eingeladen habe, mit mir zusammen eine Installation zu realisieren, in welcher sich die Eingeladenen als sich selbst einbringen sollten. Der klassische Künstler fehlte, und dennoch ist ein Kunstwerk entstanden. Vor diesem Hintergrund hat es mich nun interessiert, was passiert, wenn ich als Künstler in die Rolle eines Kurators schlüpfe und einfache Gegenstände kuratiere und dadurch sowohl wie ein Künstler als auch wie ein Kurator agiere. Am Ende steht eine Installation, ein Kunstwerk. Die Gegenstände sind dabei, wie sie bereits ausgeführt haben, vierfach vergrössert. Dabei entsteht eine Realitätsverschiebung, in welcher sich der Betrachter, Besucher unwillkürlich selbst in ein Verhältnis setzt, das ihn befremdet. Es ist der Gulliver-Effekt, der gegenüber der Realität plötzlich ein anderes Verhältnis entwickelt. Wir finden hier in meiner Ausstellung eine komplett artifizielle Situation vor – in einem Keller existiert ein Ausstellungsraum mit dem Namen “La plage”, in welchem eine Insel sichtbar wird, auf welchem einfache Dinge stehen und liegen, die sich gegenüber der Wirklichkeit verschoben haben und gleichzeitig verschiedene Geschichten provozieren. Es sind offensichtlich Badeutensilien und Kleider einer Frau in der Nähe eines Mülleimers. Die Frau, riesig in ihren Ausmassen (so müssen wir mutmassen) aber ist verschwunden ...

2. Auf der Einladung der Austellung werden Sie als Kurator angezeigt, wie würden Sie eine künstlerische Installation und eine Installation eines Kurators unterscheiden?

- Es gibt, genauer betrachtet, keinen wirklichen Unterschied mehr. Man kann sich jetzt fragen, warum es denn trotzdem noch diese Unterscheidungen gibt. Sie haben heute nur noch einen Sinn bezüglich der Herkunft der Ideen, letztlich aber ist es egal, wer eine Installation macht, sofern es um die Installation und die damit verbundenen Fragen geht.

3. Wir haben schon erwähnt, dass die Idee und der Titel dieser Installation vom Namen und von der Adresse des Austellungsraums inspiriert sind. Gibt es aber nicht auch eine Beziehung zur naheliegenden Arteplage?

- Das gibt es, sowohl metaphorisch als auch konkret. Metaphorisch über die Wörter “Plage” und “Island” und konkret dadurch, dass der vergrösserte Mülleimer eine Replik des offiziellen Expo-Mülleimers ist. Interessant dabei ist, dass der vergrösserte Mülleimer nun gar nicht mehr eindeutig als Mülleimer erkennbar ist.

4. Stellt ein Ereignis wie die Expo02 und seine verschiedenen Pavillons nicht Fragen über die Grenzen zwischen künstlerischem Audsruck und applizierter Kommunikation? Werden Sie nicht aufmerksamer über die verschiedenen Abstufungen eines Ausdrucks und Ihrer grundsätzlichen Unterschiede?

- Diese Fragen werden da zweifellos gestellt. Und es ist vielleicht auch so, dass ich unbewusst vom Konzept der Expo beeinflusst wurde. Ich hatte selbst immer wieder mit der Expo zu tun, obwohl ich am Schluss in keinem der Projekte mehr konkret involviert war. Ich war aber zum Beispiel vor drei Jahren für kurze Zeit der künstlerische Leiter der Arteplage in Yverdon.

5. Wir haben die Expo erwähnt und vielleicht könnten wir auf der zweiten Frage zurückkommen. Ich muss sagen, dass ich mit Ihnen nicht einverstanden bin. Ich denke es gibt doch verschiedene Ausdrucks Register und Ihre Arbeit hier im Vergleich zu was man auf der Expo sehen kann ist auch, meine ich, ein gutes Beispiel dafür. Sie gehen von der Alltäglichkeit aus und modifizieren sie, durch Vergrösserung oder durch ein verschiedener Standpunkt: und dabei behandeln Sie spezifische künstlerische Fragen.
Ich meine der künstlerische Ausdrucks Register ist etwas anderes als die Spur davon, die man manchmal in der Expo findet.

Ein peinlicher Beispiel ist die Installation Aua Extrema in Neuenburg. Hier sieht es wirklich nach einer künstlerischen Installation aus, und man spürt auch Spuren von verschiedenen Künstlern es könnte ein bischen Mario Merz, ein bischen Kounellis, ein bischen Land Art: Richard Long, Hamisch Fulton sein, aber das Ergebnis scheint mir total peinlich, weil man eben nie wirklich auf einem künstlerischen Register ist und dann wird es reiner Unsinn. Der künstlerische Schein wird benutzt um nichts zu sagen, und es bleibt nur eine Etappe im allgemeinen Train fantôme der Expo.

- Wir haben nicht über die Qualität der Expo-Ausstellungen gesprochen, nur über die Frage, ob da vergleichbare Fragestellungen auftauchen, und das ist zweifellos so. Dass bestimmte Ausstellungen konkret von Künstlern beeinflusst sind, ist offensichtlich. Heute werden aber auch Künstler unmittelbar von kommerziellen oder trivialen Dingen beeinflusst. Beeinflussung ist heute nicht mehr einseitig gerichtet, sondern allseitig durchdringend. Die Ausstellung mit dem Wasser in Neuchâtel könnte auch von meinen Wasserausstellungen, zum Beispiel “Dive”, unmittelbar adaptiert worden sein.

Vers la version française.

Homepages von Stefan Banz:

http://www.banz.tv

http://www.xcult.org/banz

Stefan Banz - Un coeur simple 1996-2003 im Museum im Bellpark Kriens 17. Mai - 6. Juni.

Espace La Plage:

espace La Plage

Patrick Schaefer, L'art en jeu, 23 août 2002

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