L'ART EN JEU

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Costa Vece expose au Kunstmuseum de Soleure du 28 mai au 7 août 2006

Fragen an Costa Vece über "House of Cards" und "It's a Wonderful Life"

In Berlin hat Costa Vece in einem Atelier für ein Jahr gewohnt, dank eines Stipendiums des Schweizerischen Bundesamtes für Kultur. Ich habe Ihn besucht und wollte die Unterhaltung, die wir während seiner Ausstellung im MigrosMuseum 2001 gemacht hatten weiterführen.

1. In deinem Atelier sieht man zwei grosse Tische mit zwei Computers und hinten ein Regal mit einer Menge Dias. Auf einem Tisch steht auch ein Projekt, das du mit einem Kartenspiel gebastelt hast. Das ist ein Projekt für deine nächste Ausstellung, die in Barcelona angesagt ist.

Arbeitest Du hauptsächlich nach Vorschläge für Ausstellungen kannst Du uns über deine Arbeitsweise und über deine zwei Projekte in Barcelona und in Mexico etwas sagen ?

1. Kann man so nicht sagen, dass ich hauptsächlich auf Vorschläge für Ausstellungen arbeite. Meine arbeitsweise ist die, dass ich viel fotografiere und anhand von den Fotos viele meiner Arbeiten entwickle, ich schreibe die ideen auf und mache Skizzen. Ich schaue aber auch viele Filme an und wenn ich Szenen sehe die mich interessieren, kopiere ich die raus und bearbeite sie.

Wenn ich für eine ausstellung angefragt werde, sehe ich mir zuerst den raum an und wenn der raum, wie im Centre Santa Monica in Barcelona, ein wirklich grosser und sehr hoher raum ist, der von allen stockwerken zu überblicken ist, überlege ich mir sehr genau was ich in einem solchen raum zeige, der auch einen bezug zum ort hat. In dieser Zeit hat mich das bild vom Kartenhaus sehr interessiert, unteranderem durch die skulptur "House of Cards" von Richard Serra. Im Internet musste ich feststellen, das viele firmen dieses image vom kartenhaus brauchen. Witzig daran ist ja, das sie ein bild brauchen, dass ein spiel ist, um zu zeigen wie vorisichtig sie mit einer sachen umgehen und man sieht auch nie ein zerstörtes kartenhaus. je höher umso besser. Mich hat aber mehr der Ausdruck interessiert das "Kartenhaus ist eingestürzt", den man in letzter zeit öfters in der wirtschaft hört. Ich habe dann in barcelona ein überdimensioniertes zerstörtes kartonkartenhaus gebaut. In einer nische des kartenhauses habe ich eine sequenz aus dem film "The Getaway" von 1972, von Sam Peckinpah, mit Steve McQueen und Ali MacGraw als loop zusammengeschnitten und gezeigt. In dieser Sequenz sieht man wie 2 Personen die aus einem Abfalllastwagen auf eine Müllhalde ausgespuckt werden. der Titel war "House of cards".

Costa Vece House of Cards CASM Centre d'Art Santa Monica Barcelona 19. März - 6. Juni 2004.

Für das Projekt im Ausstellungsraum Ex Teresa Arte Actual 7. Mai - 6. Juni 2004 in Mexico City, war es ein bisschen schwieriger. Ich wurde eingeladen eine Site specific Arbeit zu realisieren, doch ich hatte den Raum vorher nie gesehen. Doch für das musste ich einen Plan und Fotos von den Räumen haben. Ich habe dann zwar einen Plan bekommen, doch war nicht ersichtlich welches die Austellungsräume sind und wie gross die nun sind. Ich habe auch keine weiteren Infos oder Fotos gekriegt. Bin dann aber doch nach Mexico gereist, mit ein Paar Ideen die man eventuell realisieren könnte, obwohl ich nicht wusste was mich dort erwartet. Als ich ankam wollten sie auch gleich wissen was denn mein Projekt sei, bevor ich den Raum überhaupt gesehen hatte. Ich muss noch sagen das ich nur eine Woche Zeit hatte, für die Arbeit. Ich habe dann festgestellt das die Räume sehr gross waren, es war eine ehemalige Kirche, und anhand des Planes nicht ganz ersichtlich war, was da auf mich zukam. Ich habe mir verschiedene Projekte überlegt und die auch vorgeschlagen. Doch ich musste feststellen das es verschiedene Feiertage in dieser Woche gab und man dann nicht arbeitet sowie am Wochenende auch nicht. Dann kam noch dazu, dass der Zugang zum Ausstellungsraum durch eine Baustelle versperrt war und somit kein grosser Transport zum Ort möglich war. Durch die ganzen Umstände habe ich die Arbeit abgeändert und da ich jeden Tag am Zoccalo (Hauptplatz von Mexico City) vorbei musste und immer diese riesengrosse mexikanische Flagge sah, bin ich auf die Idee gekommen, dass ich auch so eine Flagge in meiner Ausstellung haben möchte. Auf dem flohmarkt habe ich gebrauchte Kleider gekauft, die wir mit Sicherheitsnadeln zu einer 6m x 4m grossen mexikanischen Flagge zusammengestickt haben. Die Flagge wurde an einen 7 Meter hohen Ölfassturm befestigt und noch an eine Wandseite befestigt damit man die Flagge als ganzes sieht. Der Titel war "Hecho in Mexico".

In einem zweiten Raum habe ich ein kleines Kino eingerichtet, wo eine Auswahl von verschiedenen blutigen splatter Filmen gezeigt wurden. Das Kino wurde mit einer Plane abgedeckt, da ich wollte das es während der Filmvorführung regelmässig wasser regnet. Der Titel war "The saint, the blood and the miracle"

Im dritten Raum war eine kleinere Arbeit installiert, ein Ölfass das mit Abfall gefüllt war und daraus hörte man ein Baby schreien. Der Titel war "It's a wonderful life"

2. Ich habe das Gefühl, das deine Arbeit sehr von der Alltäglichkeit geprägt ist, du gehst von der Trivialität des Alltäglichen ab : Twix Packungen, Kartons, jetzt ein Kartenspiel, aber es können auch grössere Elemente sein, wie der Wohnwagen für die Ferien oder am Arbeitsplatz. Kannst Du etwas über diese alltägliche Elemente und ihre Verbindung mit persönlichen Erlebnissen, die man in deiner Arbeit findet um die Familie, die Immigration in der Schweiz und deine eigene Einsamkeit sagen.

2. Du hast schon recht, viele meiner Arbeiten sind aus der Alltäglichkeit geprägt, die Materialien sind ja auch sehr einfach, trivial, primitiv, die ich aber immer in neue Zusammenhänge setze z.B wenn ich aus Twix Packungen eine Lampe mit 99 Birnen bastle, wirkt die wohl schon sehr trivial, doch ich sehe es dann als einen Kronleuchter aus Schockoladenpackungen an, dass noch ein sehr warmes Licht ausstrahlt. Ich bin ja auch ein begeisterter Kirmesgänger und liebe es an den Ständen Rosen zu schiessen. Kommt wohl daher das ich aus einer Arbeiterfamilie stamme und in einem Kinderheim aufgewachsen bin, da ist mir wohl die Faszination des Trivialen in die Wiege gelegt worden. Aber ob meine Arbeit mit meiner Einsamkeit zu tun hat... ich fühle mich eigentlich nicht einsam, kann ich so nicht sagen, wenn ich alleine bin kann ich mich sehr gut in meine Tagträume begehen und da fühle mich ganz wohl. Mir geht es ja mehr um eine romantische Sehnsucht in meiner Arbeit, die sich dann zum Teil in eine Katastrophe wandelt und das kann sehr wohl auch mit meiner Geschichte zusammenhängen.

3. Du bist ein Jahr in Berlin geblieben, kannst Du schon etwas über diese Entfernung sagen: Entdeckungen, neue Sachen von denen Du Dich bewusst wird ?

3. Nun Berlin ist doch schon viel grösser als Zürich, obwohl es ja nicht um Grösse geht, empfinde ich Berlin doch auch sehr provinziell. Aber das macht wohl den Reiz dieser Stadt auch aus, man hat nicht das Gefühl das man in einer Haupstsadt ist und darum die Leute wiederum schon sehr offen sind und auch sehr schnell Kontakt finden kann, was in Zürich als Neuzugänger sehr schwierig bis fast unmöglich ist.

Ein anderer reiz der diese stadt ausmacht ist, dass man nicht das gefühl hat, dass sie schon fertig gebaut ist, viele freie flächen und räume und es ensteht immer wieder neues oder viele zwischenutzungen und es hat einfach mehr Luft, wenn man aus der Schweiz kommt ist dies sehr befreiend. Man merkt aber auch das die Stadt kein Geld hat und die Leute nicht so reich sind, für einen Künstler aber angenehme Seiten hat. Bloss hier Geld zu verdienen ist wohl sehr schwierig. Ich kann jetzt nicht sagen was es nun für meine Arbeit bedeutet in Berlin zu leben, vielleicht ändert sich ja etwas, keine Ahnung...mal schauen, fühle mich ganz wohl hier, werde wohl noch ein bisschen länger hier bleiben.

L'art en jeu Patrick Schaefer 31 août 2004

Costa Vece: Look back in Anger 2001

Costa Vece ist vom Kino und seiner Wirkung auf dem Zuschauer fasziniert. In 1997 zeigte er einige Minuten vom Film Dressed to kill von Brian de Palma. Das Video stand in einem ganz kleinen Raum unter einem riesigen Kartonturm. Danach hat er auch mit Kartons eine Videolounge für die Ausstellung Blick übers Mittelmeer und für die Biennale in Venedig in 1999, erzeugt. Für seine Ausstellung im Migros Museum in Zürich hat er ein grosses Schiff gebaut, der Mast ist gebrochen und man kann im Schiffbugs durch ein Loch hineitreten und dort einen sehr dramatischenTeil des Films Stromboli von Rossellini anschauen. Im grossen Saal tönt die Filmmusik und gegen eine weisse Wand wird ein rotes Licht projeziert. Ich wollte Ihm ein Paar Fragen über diese Ausstellung und seine Arbeit im Allgemein stellen.

Fragen an Costa Vece

1. Mit deinen grossen Installationen möchtest du die Filme dienen oder ist der Film nur einen Vorwand für die Installation?

1. Ich bin ein Filmfan und habe als Kind bis spät nachts ein Film nach dem anderen angeschaut. So habe ich über die Jahre diverse Erinnerungen an bestimmte Filme und Sequenzen. Ich gehe meistens von einem Film oder einer bestimmten Szene aus, bevor ich eine Installation aufbaue. Bei "Dressed to kill" ging ich zuerst von der Liftszene aus wo die Frau umgebracht wird, habe aber nach mehrmaliger Studie des Filmes gesehen, das mich die Sequenz im Museum viel mehr interessiert, weil sie erstens im Museum spielt und zweitens weil in der ganzen Szene von sechs Minuten kein einziges Wort gesprochen wird. Stellen sie sich vor, das wäre im jetzigen Hollywood Film unmöglich. Ich fand dieses Spiel des gegenseitigen Beobachten und Flirten des Paares im Museum (Film) und danach in der Kunstrealität sehr spannend. Bei der Videolounge erging es mir ähnlich, es ging darum für all die Kunstvideos einen Raum zu erschaffen. Ich versuche in gewissem Sinne den Film in einen dreidimensionalen Raum zu bringen und das geht dann Hand in Hand mit dem Film. Ich baue zum Teil auch Arbeiten ohne Videos wo sich diese Frage dann erübrigt.

2. Nach dir was ist das wichtigste in der Auswirkung eines Kunstwerkes ?

2. Eine schwierige Frage. Ich denke bei meiner Arbeit geht es darum ein bestimmtes Gefühl zu vermitteln, etwas das in einem was auslöst wie etwa Wut, Melancholie, ein Glücksgefühl oder eine Ratlosigkeit. Etwas Menschliches.

3. Könntest du uns etwas über den Ursprung und die Entwicklung deiner neuen Installation im Migros Museum «Look back in Anger» sagen ?

3. Ich war völlig fasziniert von einem Buch, das über ein Schiff Namens Endurance handelte. Es ging um eine Expedition in die Antarktis. Die Antarktis war schon entdeckt doch noch niemand hatte sie überquert. Das sollte der Sinn der Reise sein. Doch es kam anders. Das Schiff wurde im Packeis eingeschlossen und schlußendlich zerdrückt. Das spannende an dieser Geschichte war das Überleben der Besatzung, die 2 Jahre in dieser Kälte ausharren mußten bis eine Rettung kam. Meine Idee war ein Schiff zu bauen welches in einem ähnlichen zustand war. Das Schiff ist ein Transportmittel das dazu dient zu reisen, handeln, erobern, flüchten und den Fortschritt zu bringen. Ein Schiff hat auch ganz viele andere Assoziationen. Abenteuer Geschichten, Robinson Crusoe, Piraten, Arche Noah, alles Geschichten die man in ein Schiff packen kann, was sehr spannend ist. Bloß was passiert wenn Naturgewalten oder eine sonstige Katastrophe es zerstört. Dann geht es nur noch um das nackte Überleben, wie ist egal. Ich habe schon in Rotterdam in der Ausstellung Squatters im Witte de With mit diesem Thema gearbeitet. ich habe dort ein Kleines Haus bauen lassen, in das es die ganze Zeit hineingetropft hat und so die ganze Arbeit zerstört hat.

4. Was sind deine nächste Projekte nach der Vollendung dieser beeindrückenden Installation ?

4. Das nächste Projekt wäre ein Statement Stand an der Art Basel Miami gewesen, wurde aber auf nächsten November verschoben. Jetzt bin ich daran einen Katalog mit dem Migros Museum und meiner Galerie Franco Noero in Torino zu erstellen. Anfang nächsten Jahres ist eine Gruppenausstellung in Belfast geplant und noch ein Paar kleinere Arbeiten und mal schauen wie es dann weitergeht.

Costa Vece

version française

Costa Vece: Look back in Anger bis 13. januar 2002

Patrick Schaefer, L'art en jeu, novembre 2001

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